Schüler Besuchen unser Pflegeheim

Regelmäßig verbringen die Schüler der Offenen Ganztagesschule einen Nachmittag im neuen Burkardrother Seniorenheim.

 
Paula grinst. Schon zum fünften Mal wurde sie von ihrer Tischnachbarin gefragt, wie sie und ihre Freundinnen heißen. Geduldig nennt die Elfjährige die Namen. „Die sind aber schön“, erklärt die Frau, die an Demenz erkrankt ist. Dann erzählt sie von ihren Kindern, auch, wie diese heißen. Paula hört aufmerksam zu, obwohl sie das Gesagte bereits mehrmals gehört hat.

 

Wenige Minuten später geht das Ganze von vorne los. Doch das Mädchen stört sich nicht daran. Sie genießt vielmehr den Nachmittag im Burkardrother Seniorenheim „Rhönblick“. „Ich mag alte Menschen“, sagt die Fünftklässlerin. Dann steht sie auf und macht Platz, damit ein älterer Herr Kaffee trinken kann. Ein Stück Kuchen bekommt er auch noch. Den haben Paula und ihre Mitschüler von der Offenen Ganztagesschule (OGS) am Vortag extra für die Bewohner des Seniorenheims gebacken.

„Der schmeckt aber gut“, wird er an der Kaffeetafel gelobt. Paula freut es.

Sie ist mit ihren Mitschülern von der fünften Klasse das erste Mal in dem Pflegeheim. Manche brauchen etwas Zeit, um sich an die dementen Bewohner und ihr Verhalten zu gewöhnen, bleiben auf Abstand.

 

 

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Andere wiederum packen mit an, so als ob sie noch nie etwas Andres gemacht hätten. So auch Linus. Er ist eher einer von der coolen Sorte, häufig aufgedreht, hat immer einen Spruch auf den Lippen. Hier im Seniorenheim jedoch nicht. Da ist der Zehnjährige lammfromm, hält beim Stempeln mit Farben einer Bewohnerin geduldig die Schablone, greift kurz darauf einer älteren Dame unter den Arm, um sie an ihren Platz zu führen. Später flitzt er in dem Gemeinschaftsraum hin und her, kümmert sich darum, dass genügend Kaffee und Saft für die älteren Damen und Herren und deren Besucher bereitstehen.

 

 

Nachdenklich

 

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Leon hingegen bleibt erst mal auf Abstand, lässt das Geschehen auf sich wirken. „Das bin ich in 60, 70 Jahren“, sagt er nachdenklich. Dann lässt sich der Elfjährige von Linus anstecken und packt ebenfalls mit an. Ganz anders verhält sich Rafael. Normalerweise ist er ein stiller, in sich gekehrter Junge. Hier im Seniorenheim taut er regelrecht auf, spricht munter drauf los, will alles wissen.
Die beiden Erzieherinnen Talitha Vorndran und Jutta Kleinhenz vom Betreuer-Team der OGS sind davon nicht überrascht, sie kennen diese Wandlungen. Schon seit mehreren Wochen besuchen sie mit Schülern die Bewohner des Seniorenheims. Dabei wechseln sich sowohl die Jugendlichen als auch die Erzieher immer wieder ab.

 

Fester bestandteil

 

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Die Besuche im Pflegeheim finden im Rahmen des Sozialprojektes der OGS statt, das inzwischen fester Bestandteil des Nachmittagsprogramms ist. „Wir waren schon im Burkardrother Kindergarten, unsere Kids haben dort mit den Kleinen gebastelt und vorgelesen“, erzählt Jutta Kleinhenz. Auch mit Senioren haben die Jugendlichen schon zu tun gehabt, unter anderem beim Betreuungsnachmittag der Caritas für Demenzkranke oder beim Seniorenfasching im Jugendheim.
Seit der Eröffnung im Oktober stehen regelmäßig Ausflüge zum „Rhönblick“ auf dem Programm. „Heute haben wir Bilder mit Farben gestempelt, aber auch schon für die alten Leute getanzt, Theater gespielt und musiziert“, fügt sie hinzu.
Im Seniorenheim kommt das Engagement der OGS an. „Ihre Besuche sind eine echte Bereicherung für uns“, schwärmt Pflegedienstleiterin Tanja Beiersdörfer. Auch wenn es dabei manchmal turbulenter zugeht, als sonst. Doch die Betreuungskräfte wie Manuela Fassmann stören sich nicht daran. Sie sind vielmehr davon begeistert, dass die OGS-Kinder regelmäßig vorbeikommen und Zeit mit den pflegebedürftigen Senioren verbringen. Krankheiten, das Altern und der Tod würden in vielen Familien aus dem Alltag herausgehalten, zum Tabu erklärt und seien somit nichts Normales mehr. „Es ist wichtig, dass sie hier ihre Berührungsängste ablegen“, sagt Manuela Fassmann.

 

 

Scheck als Dankeschön

 

 

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Zum Dank für ihr Engagement bekommen Schüler und Erzieher von Tanja Beiersdörfer diesmal einen Scheck in Höhe von 100 Euro überreicht. „Es ist eine kleine Aufmerksamkeit, damit ihr Euch wieder neues Material zum Basteln, Bauen und Malen kaufen könnt“, sagt sie. Doch für die Kinder ist das nebensächlich. Sie sind mit dem Geschehen in den verschiedenen Wohngruppen beschäftigt, kehren, nach dem das obligatorische Foto gemacht ist, sofort dorthin zurück.
Der sonst so stille Rafael lässt sich dann von Jutta Sommerfeld, ebenfalls Betreuungskraft im Pflegeheim, die Speisekammer und das Computerprogramm zur Bewohnerverwaltung zeigen. Paula und ihre Freundinnen hingegen erliegen einem echten Kicheranfall. „Wir mussten schon wieder erklären, wie wir heißen“, sagt das Mädchen. „Dabei finden wir das eigentlich gar nicht so lustig“, ergänzt Monalina.

 

Foto: Kathrin Kupka-Hahn

Bericht : www.infranken.de

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