Kongress : Branche verträgt mehr Technik

Wo steht die Gesundheitsbranche in SachenDigitalisierung?

Es diskutierten Vertreter aus Pflege, Wirtschaft und Politik über Chancen, Potenzial und Vorbehalte.

Ein „enormes Potenzial“ biete die Digitalisierung für die Gesundheitsbranche, meint Bertram Brossardt, Chef der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Die vertritt 133 bayerische Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände und 41 Unternehmen aus verschiedensten Branchen, darunter auch der Gesundheitssektor. Ein paar Dutzend Verantwortliche hat der Hauptgeschäftsführer zum Diskutieren nach Bad Kissingen geladen. Was braucht es, damit die Ärzte, Apotheken, Pflegeeinrichtungen und Patienten in der digitalen Welt ankommen? Auf dem Podium sitzen vier Akteure, die versuchen, mehrere Antworten zu finden. Prof. Dr. Bernd Griewing ist Ärztlicher Direktor an der Neurologischen Klinik Bad Neustadt, die zum Rhön-Klinikum gehört. Der Arzt leitet die Abteilung für Akutneurologie, die Klinische Neurophysiologie und die überregionale „Stroke Unit“. Er hat Erfahrung damit, wie die Vernetzung im Ärztealltag funktionieren kann. Ob sie schon gelungen ist? Zumindest biete die Region die besten Voraussetzungen zum Testen, meint er: „Die Player sind überschaubar. Die Rhön ist ideal zum Ausprobieren. Hier kann man am ehesten solche Modelle etablieren.“ Solche Modelle wie sie Sebastian Dresbach, Geschäftsführung des Zentrums für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM), im Portfolio hat. „Wir fragen uns: Wo können wir medizinische Dienstleister unterstützen?“, sagt Sebastian Dresbach und präsentiert Programme und Hilfsmittel, die beim Hausarzt, im Krankenhaus oder in der Pflege zum Einsatz kommen können. Eine Voraussetzung: die Akzeptanz. „Es bringt nichts, wenn eine 94-jährige Oma ein System zu Hause hat, das sie nicht bedienen kann oder will.“

Akzeptanz schaffen

„Wir haben es noch nicht geschafft zu vermitteln, welchen Vorteil der Einzelne davon hat“, sagt Bundesstaatssekretärin Dorothee Bär. Dabei hängt die Dynamik auch daran, dass jeder mitmacht und sich darauf einlässt. Stockt der „gesellschaftliche Transformationsprozess“? „Mit dem Wohlstandswachstum kann es schnell vorbei sein, wenn wir den Anschluss an die Digitalisierung verpassen“, meint die Abgeordnete. „Digitalisierung kann nicht von oben verordnet werden“, sagt Bertram Brossardt. Dennoch müsse die Politik entsprechende Grundlagen schaffen. Wie eine Infrastruktur, die der Entwicklung nicht hinterherhinkt – flächendeckendes, schnelles Netz. „Wir stehen gut da, sind aber noch nicht so schnell wie benötigt“, sagt Bertram Brossardt. Der Bedarf ist nicht wegzudiskutieren: „Wir brauchen viel mehr Technik, um uns zu entstressen“, sagt Pflegeunternehmer Michael Wehner.

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© Redaktion & Fotos : Carmen Schmitt

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